Die seit 2012 geltende neue Spitalfinanzierung unterwirft die Spitäler in der Schweiz bewusst einem verstärkten Wettbewerb. Neuerungen wie leistungsbezogene Entschädigung (mit jeder Krankenversicherung jährlich auszuhandeln), Marktöffnung (gleich lange Spiesse für öffentliche und private Spitäler) oder freie Spitalwahl auch für Grundversicherte sind nur einige der Herausforderungen, denen das KSU seit 2012 ausgesetzt ist. Schon damals war zudem ein klarer Trend zur Spezialisierung der Medizin und zu Rekrutierungsschwierigkeiten für qualifiziertes Personal erkennbar.
Um den Anforderungen der neuen Marktgegebenheiten erfolgreich zu begegnen und den Spitalstandort Uri qualitativ zu sichern, war die Realisierung eines modernen Spitalneubaus unumgänglich. Diese Erkenntnis war für die Führungsorgane des KSU und die kantonalen politischen Behörden schon früh wegweisend. Und das Urner Stimmvolk hat sie bei den Abstimmungen über die Baukredite für ein neues Spital mehrfach und eindrücklich bestätigt. Der Spitalneubau, der wesentliche Kern der Standortsicherung, ist zwischenzeitlich erfolgreich realisiert. Die vielen positiven Rückmeldungen von Patientinnen und Patienten, Besuchenden und von externen Experten und Expertinnen bestätigen das gute Gelingen dieses, für alle Beteiligten, sehr grossen Projektes. Die Herausforderungen für das KSU, wie für andere Regionalspitäler, sind geblieben. Verändert haben sich aber deren Schwerpunkte.
Kostendruck in der Spitalwelt
Der Preis- und Margendruck im schweizerischen Gesundheitswesen ist deutlich spürbar und verstärkt sich zunehmend. Mitursächlich für die rasanten Veränderungen sind verschiedene regulatorische Entscheide in Bundesbern, die primär auf Kostendämpfung ausgerichtet sind. Insbesondere die Tarifkürzungen des Bundes und die bundesrechtliche Vorgabe «ambulant vor stationär» zeigen für das KSU negative finanzielle Effekte.
Die im KSU erarbeiteten Taxpunkte im ambulanten Bereich haben sich seit 2012 in etwa verdoppelt. Das ist ein untrügliches Indiz für die Verlagerung zu mehr ambulanten Behandlungen. Aufgrund der grossartigen Entwicklungen in der Medizintechnologie ist die Priorisierung der ambulanten Behandlungen absolut richtig. Leider ist der relevante Tarmed-Tarif, also der Preis, den das KSU für die ambulanten Leistungen verlangen darf, seit 2007 unverändert tief und partiell sogar gesenkt worden. Der Tarmed-Tarif deckt die Kosten der Spitäler, auch des KSU, heute nur zu etwa 70 %! Das ist eine unhaltbare Situation, die nur die Tarifpartner, nicht aber das KSU, ändern können.
Schwierige Finanzsituation
Hatte das KSU im Jahr 2012 noch 415 Vollzeitstellen (inkl. Auszubildende), wies das KSU im letzten Jahr bereits 473 Vollzeitstellen aus. Diese Zunahme basiert auf den verschiedenen regulatorischen Veränderungen, auf dem Wachstum des KSU – der Umsatz konnte seit 2012 um rund 40 % gesteigert werden – und auf den Anforderungen des Arbeitsmarktes. Die (betrieblich notwendige) Schaffung von mehr Arbeitsplätzen ist volkswirtschaftlich positiv. Bei blockierten Preisen beim Tarmed-Tarif und stagnierenden Fallpauschalen ohne Teuerungsausgleich bei den stationären Fällen sowie teuerungs- und inflationsbedingten Mehrkosten ist es für ein Regionalspital in der Grössenordnung des KSU allerdings nicht möglich, aus eigener Kraft schwarze Zahlen zu schreiben. Entsprechend zeichnen das Jahresergebnis 2023 sowie die nächsten Finanzplanjahre ein negatives Bild.
Die sich abzeichnende schwierige finanzielle Situation haben Spitalrat und Spitalleitung zum Anlass genommen, mit der Strategie 2023-2026 ein Ertragswachstum anzustreben und gleichzeitig weitere Effizienzsteigerungen zu erreichen. Viele Ergebnisverbesserungsmassnahmen sind bereits eingeleitet.
Potenzial der ausserkantonalen Fälle
Urner Patientinnen und Patienten könnten zur Ertragsverbesserung des KSU beitragen. Liessen sich nämlich im 2012 noch 1’052 Urnerinnen und Urner in einem ausserkantonalen Spital behandeln, waren es wegen der seit 2012 geltenden freien Spitalwahl im 2023 bereits 1’563 Fälle. Etwa bei 700 dieser ausserkantonalen Fälle handelt es sich um sogenannte elektive Eingriffe. Diese könnte das KSU auch mit guter Qualität erbringen. Würde sich nur schon die Hälfte dieser elektiven, ausserkantonalen Fälle im KSU behandeln lassen, sähe die Rechnung des KSU wesentlich besser aus.
Strukturelles Problem
Fundamental zum Verständnis der Situation beim KSU ist schliesslich, dass das KSU immer schon ein strukturelles Defizit aufweist. Damit das KSU kostendeckend arbeiten könnte, bräuchte es ein Einzugsgebiet von 60’000 bis 70’000 Einwohner:innen bzw. 5’000 bis 7’000 stationäre Fälle pro Jahr. Im Jahr 2023 verzeichnete das KSU 4’113 stationäre Fälle, was im Mehrjahresvergleich einen Höchstwert darstellt. Trotzdem erwirtschaftete das KSU im Jahr 2023 wegen des markanten Kostenanstiegs bei stagnierten Preisen einen Verlust. Mit der neuen Strategie will das KSU einen Zuwachs auf 4’500 stationäre Fälle pro Jahr erreichen. Das ist ein ambitioniertes Ziel. Dieses kann erreicht werden, wenn sich weniger Urner:innen für elektive Eingriffe in ausserkantonale Spitäler begeben. Wegen des strukturellen Defizits leistete der Kanton dem KSU bis anhin für gemeinwirtschaftliche Leistungen und als regionalpolitische Abgeltung einen Beitrag von jährlich CHF 4.9 Mio. Ohne diesen Kantonsbeitrag müsste das KSU immer einen Verlust ausweisen.
Der politisch gewollte Gesamtarbeitsvertrag, dessen Ausarbeitung mit den Sozialpartnern bis Ende 2024 abgeschlossen sein sollte, wird zu einem grösseren Personalaufwand führen. Aufgrund der bisherigen sehr guten Zusammenarbeit mit den politischen Behörden darf davon ausgegangen werden, dass die Politik auch diese grössere finanzielle Belastung mittragen wird. Gewisse Lichtblicke für Resultatverbesserungen sind erkennbar. Die Herausforderungen des KSU sind für die Zukunft aber nicht kleiner geworden. Viel Arbeit, Engagement und guter Wille sind notwendig. Die vor rund 15 Jahren festgelegte Urner Strategie, ein eigenständiges Spital zu betreiben, ist nach wie vor richtig. Jede andere Option brächte dem Kanton Mehrkosten und eine Abnahme der Standortattraktivität sowie des volkswirtschaftlichen Nutzens.
Danke!
Unsere Mitarbeitenden tragen alle Veränderungen und Herausforderungen mit. Sie sind das grosse Potenzial des KSU. Ihnen gehört der aufrichtige Dank des Spitalrates für ihr Engagement in den Diensten des KSU. Ein besonderer Dank geht auch an die neu formierte Spitalleitung, die mit enormer Tatkraft die unternehmerischen Ziele des KSU verfolgt.