Die Zecke lauert nicht auf einem Baum und springt Ihnen in den Nacken, sondern sie sitzt an Gräsern, in Sträuchern oder im Unterholz am Waldrand. Dort wartet sie bis ein Hosenbein oder Hemdsärmel sie streift. Das ist die Gelegenheit für die Zecke, sich bei uns Menschen mit neuer Nahrung, sprich Blut, zu versorgen.
Dieser kleine Stich kann grosse gesundheitliche Folgen mit sich bringen. Der Kanton Uri ist, wie inzwischen die ganze Schweiz, ein Risikogebiet für durch Zeckenstiche übertragbare Krankheiten. Die Infektiologin des Kantonsspitals Uri (KSU), Dr. med. Constantine Bloch-Infanger, rät Ihnen deshalb, als erste Schutzmassnahme zu langer Kleidung, welche die Arme und Beine bedeckt. Ausserdem machen es hohes Schuhwerk und Socken den kleinen Spinnentieren schwer, ihr Ziel, die menschliche Haut zu erreichen.
Nach längeren Spaziergängen oder Wanderungen durch Wiesen oder im Wald sollten Sie Ihren Körper nach Zeckenstichen absuchen. Oftmals suchen sich die Tiere einen Ort, an dem sie es ruhig, gemütlich und warm haben. Schauen Sie im Leistenbereich, in den Achselhöhlen und in den Ellenbogen nach. Auch zwischen den Zehen, im Nacken oder hinter den Ohren, sind beliebte Orte für die Spinnentiere, die Sie kontrollieren sollten. Bei Wanderungen in Gebieten über 2500 Metern besteht für Sie keine Gefahr von Zecken gestochen zu werden. In dieser Höhe überleben die Tiere wegen der tiefen Temperaturen nicht.
Finden Sie eine Zecke, dann sollten Sie nicht lange warten und das Tier zügig entfernen. Für die Entfernung können Sie eine normale Pinzette benutzen. Achten Sie darauf, dass Sie nicht am Körper der Zecke drehen, dann könnte der Kopf abbrechen und im Körper stecken bleiben. Besser ist es, wenn Sie die Zecke senkrecht und langsam herausziehen. Es darf sich die Haut ruhig etwas mit hochziehen.
Nach der Entfernung sollten Sie die Einstichstelle unbedingt desinfizieren. Entweder mit 70-prozentigem Alkohol oder Desinfektionsmittel aus der Apotheke. Denn über die kleine Wunde können Bakterien aus der Umwelt in die Haut gelangen und zu Entzündungen führen. Wichtig ist es, dass Sie den Einstich im Blick behalten. Wenn sich ein roter Ring bildet oder rote Flecken auf der Haut entstehen, Sie sich wie erkältet oder müde fühlen, Fieber bekommen oder Schmerzen in den Gelenken auftreten, dann sollten Sie auf jeden Fall zunächst den Hausarzt zu Rate ziehen. Für kompliziertere Fälle steht die Infektiologin Dr. med. Constantine Bloch-Infanger im KSU gerne zur Verfügung.
Zecken können bei ihrem Stich auch Infektionskrankheiten übertragen. Dabei handelt es sich zum einen um Borreliose, zum anderem um FSME, die Frühsommer-Meningoenzephalitis, die im schlimmsten Fall zu einer Hirnhautentzündung führen kann.
Das Risiko, an einer Borreliose zu erkranken ist sehr gering. Bei der Borreliose handelt es sich um eine spezielle Gruppe von Bakterien, die sich einfach und gut mit Antibiotika behandeln lassen. Eine Impfung hingegen gibt es hier nicht. Bleibt eine Borreliose unbehandelt, können sich schwere Formen der Erkrankung entwickeln – wie zum Beispiel chronische Hautveränderungen oder Herzrhythmusstörungen. Auch Hirn und Nerven können befallen werden, sodass es in ganz seltenen Fällen zu Hirnnervenlähmungen oder einer Hirnentzündung kommen kann. Bei der zweiten übertragbaren Infektionskrankheit FSME handelt es sich um eine Viruserkrankung, gegen die Antibiotika nicht helfen. Jedoch können Sie sich impfen lassen. Eine Impfung ist für den Körper wie ein Schwimmkurs im Nichtschwimmerbecken, bevor man ins tiefe Wasser steigt. Durch eine Impfung hat Ihr Körper die Chance, zu lernen, was er gegen das Virus machen kann, ohne wirklich krank zu werden. Lassen Sie sich frühzeitig impfen, da gerade im Frühsommer die meisten Fälle einer FSME-Erkrankung auftauchen. Kinder sollten erst ab dem 6. Lebensjahr geimpft werden, weil es bei jüngeren Kindern zu keinen schweren Verläufen kommt.